Am 28. März hat die Militärpolizei zwischen drei und vier Uhr morgens die Wohnung von Maikel Nabil Sanad gestürmt und ihn verhaftet. Sanad, einziger Wehrdienstverweigerer Ägyptens, Friedensaktivist und seit langem ein Kritiker des ägyptischen Militärs hatte zwei Wochen zuvor einen Artikel auf seinen Blog gestellt, in dem er die Rolle des Militärs während der Revolution analysiert - und zu dem Schluss kommt: Militär und Volk gingen nie Hand in Hand, wie es ein populärer Slogan unterstellt. Das Militär habe immer seine eigenen Interessen verfolgt, und diese, auch mit Hilfe einer sorgfältigen Öffentlichkeitsarbeit und "psychologischen Kriegsführung" erfolgreich durchgesetzt. "Wir sind den Diktator losgeworden, aber nicht die Diktatur", schreibt Sanad.
In einem Interview mit der taz hatte Sanad schon vor einigen Wochen gesagt, er sei in Gefahr. Auch während der Revolution war er festgenommen, sexuell genötigt und verprügelt worden.
Sanad steht nun wegen Verleumdung des Militärs, Verbreitung falscher Informationen und Gefährdung der öffentlichen Ordnung vor einem Militärgericht. Die nicht-öffentliche Verhandlung soll nach Angaben von Verwandten am Sonntag stattfinden. Unterstützer_innen haben sich am Donnerstag vor dem Gerichtsgebäude versammelt, sie berichten, sie sehen sich selbst in großer Gefahr und halten ständigen Telefonkontakt, um sicherzugehen, dass niemand von ihnen verhaftet worden ist.
Das Militär zu kritisieren ist in Ägypten auch nach der Revolution ein Tabu. Die Armee ist der wichtigste Wirtschaftsakteur, es wird geschätzt, dass rund 25 Prozent des BIP über die Armee laufen, sie besitzt Hotels, Land, Lebensmittelbetriebe, Fabriken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen