Sonntag, 13. März 2011
"Tag der Einheit" auf dem Tahrir
Jeden Freitag ist Demo-Tag: Dann sammeln sich die Menschen nach dem Freitagsgebet wieder auf dem Tahrir-Platz, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen – etwa der Forderung nach Bestrafung derer, die verantwortlich waren für die zahlreichen Toten und Verletzten oder die Auflösung der Sicherheitspolizei. Diese Woche steht die Demonstration noch unter Thema – diese Woche ist es die Versöhnung zwischen Christen und Muslimen. Nach den Auseinandersetzungen zwischen Kopten und Muslimen in einem Kairoer Vorort, bei denen mindestens elf Menschen getötet wurden, gehen nun mehrere Zehntausend auf die Straße um zu protestieren gegen diese „Spaltung“ der Bewegung (die fast alle hier der Sicherheitspolizei in die Schuhe schieben, die ein Interesse habe, die Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufzunutzen und Konflikte heraufzubeschwören).
Die Demonstration ist groß, friedlich und feiert einmal mehr überschwenglich die Revolution. Überall sind Kreuze zu sehen, wehende Flaggen und das Zeichen, das schon während der Revolution auf vielen Plakaten prangte: Der islamische Halbmond mit dem christlichen Kreuz verschränkt.
Neben denen, die hier die letzten Wochen schon protestiert haben, sind auch zahlreiche „Revolutionstouristen“ aus Ägypten da: Junge und ältere Leute, die aus Alexandria, Assuan oder Sharm el-Sheik angereist sind, um mit eigenen Augen den Ort des Geschens zu sehen und sich, das Victory-Zeichen formend, vor der feiernden Menge mit dem Handy fotografieren. Ein Volksfest, das bis in den späten Nachmittag geht...
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