Montag, 25. April 2011

Thug life

Seit der ägyptischen Revolution sind sie immer wieder auch in interntionalen Medien aufgetaucht, die thugs, arabisch baltagiyya, übersetzt in etwa so etwas wie "Verbrecher", "Gauner", "Halunken". Unter Mubaraks Regime waren die bezahlten Schlägertrupps eine wichtige Stütze des Systems, Politiker und Geschäftsmänner hatten feste Kontakte in die Szene von Gangs oder einfach zu Leuten, die bereit waren für einen geringen Lohn dreckige Aufgaben zu übernehmen: Wahlen fälschen, Geld erpressen, Leute einschüchtern, verprügeln, umbringen.

Was man sich unter thugs vorzustellen hat, wer sie sind und wie sie agieren, lässt sich eindrucksvoll einem Artikel der Tageszeitung Al-Masr Al-Youm entnehmen, in dem ein Journalist anonym zwei thugs über ihr Leben und ihre Rolle während der Revolution erzählen lässt: Thuglife, Al-Masr Al-Youm

Auch während der Revolution griffen thugs die Protestierenden auf dem Platz und in den Straßen häufig an - inwieweit sie sich mit Unterstützern des alten Regimes mischten, ist schwer zu sagen, Tatsache ist das ein Großteil von ihnen von Leuten der alten Staatspartei NDP bezahlt war. Am 2. Februar, dem Tag der camel battle, griffen Hunderte mit Messern, Stöcken und Schusswaffen die Protestierenden an und versuchten sie vom Platz zu vertreiben - der Angriff, der zahlreichen Menschen das Leben kostete, ist einer der Gründe, weswegen die Staatsanwaltschaft Mubarak angeklagt hat.

 Video, das (nach anfänglichen Konzertszene) den Angriff auf den Platz am 2. Februar zeigt


Aber auch seit der Revolution sind die thugs wiederholt in Erscheinung getreten. Zum einen auf der legalen Ebene: Die Armee hat Ende März ein Gesetz gegen thugs verabschiedet, das offiziell gegen die Schlägerbanden gerichtet ist, jedoch eine fast endlose Liste von Vergehen umfasst, von Diebstahl über Herumlungern bis hin zu Mord und diese mit harten Strafen (bis zur Todesstrafe) bestraft. Effektiv wurde das Gesetz auch gegen zahlreiche Protestierende angewandt, u.a. auch gegen Leute, die vor der Verfassungsabstimmung Werbung für ein "Nein" machten.

Zugleich scheint sich auch das jetzt herrschende Militär der alten Verbindungen zu schlecht bezahlten und skrupellosen Schlägertrupps zunutze zu machen und agierte in mehreren Situationen koordiniert mit diesen: Etwa bei der Räumung des Tahrir-Platzes am 9. März oder bei der Stürmung einer militärkritischen Veranstaltung in Imbaba vergangene Woche.

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