Dienstag, 10. Mai 2011

Ärzte-Streik

Ärztestreik in Ägypten: landesweite Proteste für eine bessere Gesundheitsversorgung, Quelle: Facebook

Zum ersten Mal seit 1961 haben am heutigen Dienstag, den 10. Mai, landesweit die Ärzte gestreikt. Zahlreiche Ärzte haben an den Protesten auf dem Tahrir-Platz teilgenommen, seit dem Rücktritt Mubaraks haben sie sich zunehmend organisiert - letzte Woche hat die Gewerkschaft beschlossen, für den 10. zu landesweiten Streiks aufzurufen, um auf die katastophalen Zustände in den öffentlichen Krankenhäusern aufmerksam zu machen. Die Beteiligung am - viel beachteten - Streik war sehr hoch. In Kairo und Giza waren Netzmeldungen zufolge 65 Prozent der Krankenhäuser bestreikt. Die Notfallversorgung wurde überall gewährleistet, viele Patienten solidarisierten sich Berichten zufolge mit den Ärzten.


Bei dem Streik geht es nicht nur um eine bessere Entlohnung - ÄrztInnen verdienen derzeit in Ägypten extrem wenig, die meisten gehen, wenn sie können, ins Ausland. Die Ärzte-Gewerkschaft fordert unter anderem den Rücktritt des Gesundheitsministers und aller Mitarbeiter im Ministerium mit Verbindungen zum alten alten Regime, eine Restrukturierung des teilprivatisierten Gesundheitswesens und eine Erhöhung des Gesundheitsbudgets von derzeit 3,6 auf 15 Prozent des BIP. Eine übersetzte Version des Forderungskatalogs findet sich hier, die Bloggerin Zenobia hat einen ausführlichen Blogeintrag zum Streik verfasst. Gibt es kein Entgegenkommen von Seiten der Regierung so hat die Ärzte-Gewerkschaft ab dem 17. Mai einen unbefristeten Streik angekündigt.

Der Streik reiht sich ein in eine allgemeine Tendenz in Ägypten: Seit der Revolution haben sich zahlreiche ArbeiterInnen und andere Gruppierungen organisiert, Beobachtern zufolge gibt es seit der Revolution mehr Streiks in einem Monat als in den letzten dreißig Jahren. Das Militär geht hart gegen die Streiks vor, die ägyptischen Medien berichten kaum darüber.

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